Eine Ausbildung mit tierischem Kontakt

Die auszubildenden Tiermedizinischen Fachangestellten (TFA) arbeiten überwiegend in Hamburger Tierarztpraxen und Tierkliniken, zum Teil auch im Hamburger Umland. Ihre Patienten sind überwiegend kleine Haustiere wie Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten, Vögel, je nach Spezialisierung der jeweiligen Praxis aber auch immer mehr Exoten (z. B. Reptilien, Spinnen), Fische – aber auch- Großtiere wie Pferde, Rinder und Schweine.

Eine TFA darf keine Scheu vor beißenden, tretenden und kratzenden Tieren haben. Sie muss auch mit Tieren umgehen, die sie vielleicht nicht mag (Spinnen! Schlangen!) Und sie darf sich nicht vor Kot, Blut, Eiter und Erbrochenem ekeln. Eine TFA hat es nicht nur mit den eigentlichen Patienten, den Tieren, zu tun, sondern immer auch mit den Besitzern dieser Patienten. Sie muss also über Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, die ihr ermöglichen, sowohl mit leidenden Tieren als auch mit besorgten Besitzern in angemessener Form umzugehen. Unser Unterricht stellt sich auf dieses breite Anforderungsprofil ein.

Der Berufsschulunterricht behandelt immer an einem Fallbeispiel, z.B einem Hund mit einer Otitis (Entzündung des Ohres), die Anatomie und Physiologie (Aufbau und gesunde Vorgänge) – das wären beim Ohr der genaue Aufbau eines Ohres und der Hörvorgang. Danach folgt die Pathologie (krankhafte Veränderungen), hier also die Entzündung des Ohres, die Symptome, Pathogenese, Diagnose, Therapie und Prophylaxe dieser Erkrankung. Die SchülerInnen erstellen zu diesem Krankheitsbild ein passendes, für die Arbeit in der Tierarztpraxis sinnvolles Produkt, z.B. einen Flyer zur Unterstützung der Beratung der Patientenbesitzer. Und dann geht es schon weiter in das nächste Fallbeispiel.

Zum Unterricht der TFAs gehören aber auch andere Fächer, wie z.B Sprache und Kommunikation, Fachenglisch, Wirtschaft und Gesellschaft und Wahlpflichtthemen, wie z.B. berufliche Perspektiven.

TFA – LERNFELDER

Wir unterrichten in Lernfeldern. Diese Lernfelder sind  mit Fach-Englisch dem Lernbereich I zugeordnet. Darüber hinaus erhalten Sie Unterricht in den Fächern Wirtschaft und Gesellschaft, Sprache und Kommunikation und Wahlpflichtunterricht, die dem Lernbereich II zugeordnet sind.

Die Kompetenzen, die im Rahmen der Lernfelder mit Hilfe des Berufsschulunterrichts erworben bzw. gefördert werden sollen können Sie dem Rahmenlehrplan für Tiermedizinische Fachangestellte entnehmen.

Nr. LernfelderJahrStundenumfang
1.Die eigene Berufsausbildung mitgestalten und sich im Gesundheits- und Veterinärwesen orientieren160
2.Patienten und Klienten empfangen und bis zur Behandlung begleiten180
3.Bei der Verhütung und Erkennung von Infektionskrankheiten mitwirken und erbrachte Leistungen abrechnen180
4.Zwischenfällen vorbeugen und in Notfallsituationen Hilfe leisten160
5.Gebrauchs- und Verbrauchsgüter beschaffen und verwalten280
6.Bei der Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Haut und der Sinnesorgane mitwirken260
7.Bei der Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Harnorgane und des Verdauungstraktes mitwirken280
8.Praxisabläufe organisieren260
9.Bei der Diagnostik und Therapie von Erkrankungen des Bewegungsapparates mitwirken sowie Röntgen und Strahlenschutzmaßnahmen durchführen380
10.Bei operativen Eingriffen assistieren, das Tier postoperativ betreuen und die erbrachten Leistungen abrechnen380
11.Klienten beraten und betreuen340
12.Praxisprozesse im Team planen und gestalten und bei Marketingmaßnahmen mitwirken380

Individuelles Lernen an der Berufsschule für Tiermedizinische Fachangestellte

Seit 2014 wird unser Konzept für individuelles Lernen stetig weiterentwickelt. Ziel ist es, unsere Schüler*innen dabei zu unterstützen, selbstständig zu lernen und Verantwortung für ihren Lernprozess zu übernehmen.

So funktioniert es:

Die Schülerinnen arbeiten in sogenannten „Selbstlernzeiten“. Sie werden dabei von Lehrkräften und speziell geschulten Lerncoaches begleitet. Die Lehrerinnen sind weniger „Vormacher“, sondern Lernbegleiter.

Die Ausbildung ist in 12 Lernfelder gegliedert, die in kleinere, praxisnahe Themenbereiche („Bausteine“) unterteilt sind. Jeder Baustein beginnt mit einer konkreten beruflichen Situation – z. B. dem Anlegen eines Verbands bei einem Hund. Daraus entwickeln sich die passenden theoretischen Inhalte. So lernen die Schüler*innen durch praktische Beispiele.

Der Lernprozess besteht aus mehreren Phasen:

  • Orientierung: Einstieg ins Thema, Aktivierung von Vorwissen, gemeinsames Arbeiten in der Klasse.

  • Individuelle Lernphase: Die Schüler*innen entscheiden selbst, wann, wie und womit sie lernen. Sie nutzen verschiedene Quellen, auch digitale. Tägliche freiwillige Angebote unterstützen den Lernprozess.

  • Austauschphase: In Gruppen wird die Ausgangssituation praktisch bearbeitet. Es entstehen individuelle Lernprodukte.

  • Abschluss: Rückblick und Reflexion. Die Schüler*innen prüfen, was sie gelernt haben und wo sie noch üben möchten.

Rolle der Lehrkräfte:

Die Lehrkräfte begleiten individuell, bieten Lernangebote an und führen regelmäßige Gespräche zur Lernentwicklung. Wenn nötig, wird ein Lerncoach hinzugezogen. Auch die Leistungsnachweise werden flexibel gestaltet.

Digitales Lernen:

Alle Materialien stehen analog und digital zur Verfügung. Etwa ein Drittel der Schüler*innen arbeitet rein digital, ein Drittel analog und ein Drittel kombiniert beides. Lernfilme und -spiele ergänzen die Fachtexte. Unsere digitalen Plattformen „lms.lernen.hamburg“ und „Taskcard“ unterstützen die Organisation und Zusammenarbeit im Unterricht.

E-Portfolio

Um die Lernorte Praxis und Schule enger zu verzahnen – eine „Lernortkooperation im Kopf“ zu erreichen – braucht es neue Wege. Ein möglicher Weg ist das E-Portfolio, welches seit 2017 in der Abteilung für Tiermedizinische Fachangestellte in der BS15 in Hamburg eingesetzt wird.

In einem Gemeinschaftsprojekt mit der Beruflichen Schule für medizinische Fachberufe auf der Elbinsel Wilhelmsburg, der Technischen Universität HH Harburg und der Tierärztekammer HH wurde dieses digitale Portfolio für die Ausbildung von Tiermedizinischen Fachangestellten über mehrere Jahre entwickelt und erprobt. Lesen sie  hier einen ausführlichen Bericht über die Entwicklung und Erprobung des digitalen Ausbildungsportfolios.

Seit 2021 hat die Universität Bremen die Weiterentwicklung der Futurebox und des E-Portfolios übernommen. Auf der Seite Futurebox-portfolio erfahren Sie die Weiterentwicklung und auch, welche anderen Einsatzmöglichkeiten es für das Portfolio noch gibt.

Hier kommen angemeldete Schülerinnen und Schüler der TFA- Klassen zum Portfolio.–>